Psychologische Aspekte des Pilgerns - unter NLP-Gesichtspunkten

Nicht zuletzt seit dem Buch „Ich bin dann mal weg“ von Hape Kerkeling hat das Pilgern an Beliebtheit gewonnen – dabei ist Pilgern wahrscheinlich schon so alt wie die Menschheit selbst. Ich selbst bin schon einige Male mit Freunden oder auch allein eine Strecke des Jakobsweges gegangen.

Ritual für Wendepunkte im Leben – „Wenn eine Sache nicht funktioniert, probiere etwas anderes“

Oft sind wir in den immer gleichen Mustern festgefahren. Sich gerade dann bewusst auf den/einen neuen Weg zu begeben, ermöglicht neue Perspektiven und Möglichkeiten. Im Unterwegssein können wir eine strukturierte Form eines „Übergangsritual“ erleben, wir nehmen vom alten Abschied und können so, im wahrsten Sinne des Wortes, den ersten Schritt zum Neuanfang gehen und wagen. Mich ermutigt die NLP-Grundannahme „Wenn eine Sache nicht funktioniert, probiere etwas anderes“. Sie spornt mich dazu an, diesen Aufbruch zu wagen und aus (festgefahrenen) Mustern auszubrechen.

Ziele – Die Zielkriterien

Konkrete Ziele geben dem Weg Sinn und Richtung. Auch im NLP spielt das konkret Setzen von Zielen, nach den bekannten Zielkriterien, eine große Rolle. Es geht darum, ein Ziel positiv und absolut zu formulieren und das Ziel gedanklich mit allen Sinnen schon zu erreichen und es so bereits zu erleben. Im Unterwegssein stecken gleich mehrere Ziele: Schon unser Aufbruch verfolgt irgendeine Art von Ziel und mit dem Aufbruch haben wir schon ein erstes Ziel erreicht und begeben uns zugleich auf den Weg hin zu einem weiteren Ziel – wo auch immer uns unser Weg hinführen soll. Warum also nicht auch einmal für die nächste Wanderung ein konkretes Ziel formulieren, was am Ende der Wanderung erreicht werden soll und im Unterwegssein unserem Unbewussten vertrauen, uns zum Beispiel Lösungen, Möglichkeiten und Perspektiven aufzuzeigen…

Sich seiner selbst bewusst werden – Mit sich selbst in Verbindung gehen und bleiben

Wer schon einmal ein Seminar von Lucas Derks besucht hat, kennt bestimmt auch seine Geschichte von dem Marsmenschen, der zur Erde gereist ist, um zu erfahren, was eigentlich Psychotherapie ist. Dieser Marsmensch kehrt schließlich mit der Erkenntnis zurück, dass es bei jeder Form von Psychotherapie im Kern um eine Sache geht: Verbinde dich mit/denke an dein Problem und während du das tust, mache etwas völlig anderes. Auch eine Wanderung kann uns dazu einladen, sich unserem Selbst, unseren Problemen und ausdrücklich auch unseren positiven Seiten und Eigenschaften bewusster zu werden. Wenn wir an ein konkretes Anliegen denken, sich uns dieses Themas bewusst werden und gerade dann und deswegen aufbrechen, ermöglicht uns das stetige neue Perspektiven und ein intensiveres und bewussteres Leben.

Fokussierung auf das Wesentliche – Assoziiert sein im Moment

Es mag Menschen geben, die es als unspektakulär empfinden, einfach „nur“ unterwegs zu sein. Doch bietet uns eine Wanderung doch die Chance zu einer sehr schönen NLP-Übung: Frage dich, wo ist in diesem Moment deine Gegenwart – wie verläuft deine Time-Line? Ist deine Gegenwart außerhalb von dir oder ist der Punkt oder Raum der Gegenwart in dir? Wie groß ist deine Gegenwart in diesem Moment?

Sich seiner Gegenwart bewusst zu werden und diese dann ganz gezielt auszuweiten, den Raum zu vergrößern und sich zu zentrieren, kann durch das Wandern wunderbar unterstützt werden. Es ermöglicht uns, ganz im Moment, ganz im Hier und Jetzt zu sein. Wir nehmen das wahr, was in diesem Moment in uns ist und das, was um uns herum passiert, wie etwa die Schönheit der Natur.

Ungelöste Probleme oder Sorgen dürfen so in den Hintergrund treten und wir werden durch den Moment für neue Herausforderungen des Alltags gestärkt.

Selbstwirksamkeit – Ein wichtiger Baustein für ein glückliches Leben

Die eine oder der andere kennt es mit Sicherheit auch aus eigener Erfahrung: Ein selbst gesetztes Ziel oder ein selbst geplantes Vorhaben verfolgen wir lieber und mit größerem Eifer, als jene, die uns von außen aufgetragen worden sind. Nicht zuletzt finden wir auch in den schon oben erwähnten Zielkriterien den Punkt der eigenständigen Erreichbarkeit. Es geht nicht nur darum, mögliche Abhängigkeiten aufzulösen (bzw. zu vermeiden), sondern auch darum, selbst auf das Ziel hinzuwirken. Alles, was ich durch mein Selbst initiieren kann, macht glücklicher und schafft/stärkt meine persönliche Resilienz.

Es liegt nahe, dass ich mich auch beim Wandern als selbstwirksam erleben kann. Das Gehen ermöglicht es mir, mich selbst als wirksam zu erleben: Es sind meine Füße, auf denen ich gehe, meine Beine, die mich tragen und mein Körper, der mir die Kraft gibt und das Durchhalten ermöglicht.

Fazit und Ermutigung

Ich lade jede und jeden ein, bei der nächsten Wanderung oder auch dem nächsten Spaziergang vielleicht einmal etwas bewusster zu gehen, sich seiner Selbst klarer zu sein, den Moment bewusster und gezielter zu genießen und zu erleben und zu spüren, selbst etwas in der Welt bewirken zu können – auch über den eigentlichen Weg hinaus.